- Freude am Lernen - Julia Windisch
Digitalisierung, Lernen und die Wissenschaft
Liebe Eltern, Schüler und Interessierte,
seit Monaten ist das Thema Digitalisierung der Bildung oder Digitalisierung der Schulen überall in den Medien unterwegs.
Meistens wird kritisiert.
Die Schulen in Deutschland seien im Vergleich zu anderen Ländern noch unzureichend mit digitalen Medien ausgestattet.
Dem Personal fehle es häufig noch an Kompetenzen, diese auch pädagogisch sinnvoll einzusetzen.
Die einstimmige Forderung von Politikern, Vertretern der IT-Branche und den Medien: mehr digitale Medien sollen zum Einsatz kommen!
Laut einer Studie des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung befürwortet auch ein großer Teil der Deutschen eine stärkere Digitalisierung in den Schulen.
Mit dem kürzlich beschlossenen „Digitalpakt Schule“ darf der Bund nun auch in Zukunft mit Milliardenhilfen die Digitalisierung an Deutschlands Schulen vorantreiben.
„Die Digitalisierung in Schulen und Universitäten muss vorangetrieben werden.“

Was nützt das unseren Schülern?
Häufig hört oder liest man in den Medien Argumente wie: die junge Generation müsse darauf vorbereitet werden, mit digitalen Medien umzugehen. Dies solle auch in der Schule geschehen.
Mit digitalen Lerninhalten könne viel individueller auf die besonderen Fähigkeiten eines Schülers eingegangen werden.
In Umfragen gehen viele Lehrer davon aus, dass Schüler motivierter seien und Inhalte anschaulicher dargestellt werden könnten, sobald Technik zum Einsatz komme.
Viele glauben ebenso, dass die neuen Medien die Schüler auf das Leben und Arbeiten in der digitalen Welt vorbereiten.
Mehr Motivation, individuelleres Lernen, Vorbereitung auf das Leben – all diese Argumente klingen ja erst einmal durchaus positiv.
Gibt es denn auch Studien, die all das belegen?
Leider Nein.
Studien zum Thema Bildung und Lernen gibt es allerdings. Der Pädagoge und Bildungsforscher John Hattie beispielsweise hat sich mit der Frage beschäftigt:
„Was ist guter Unterricht?“
Um diese Frage zu beantworten sichtete er weltweite Studien zum Thema Lernerfolg. Daraus entstand eine Metaanalyse, die Ergebnisse aus mehr als 50.000 Einzeluntersuchungen mit 250 Millionen beteiligten Schülern umfasst. Das Ergebnis war eine Liste mit 150 Einflussfaktoren, die sich auf den Lernerfolg der Schüler auswirken.
Die größten Effekte auf den Lernerfolg haben laut der Studie Faktoren, die den Schüler selbst betreffen: beispielsweise die Selbsteinschätzung des eigenen Leistungsniveaus und die kognitive Entwicklungsstufe (nach dem Schweizer Psychologen Jean Piaget).
Kognitive Entwicklung nach Piaget geschieht zum Einen durch physische Erfahrungen, also den Kontakt mit der Umgebung, und zum Anderen durch soziale Interaktion.